Biografie zu Richard Sapper
Meister des Industriedesigns
Richard Sapper ist ein in München geborener und vielfach ausgezeichneter Industriedesigner und Professor. Das von ihm 1970 in Stuttgart gegründete Designstudio ist über seinen Tod im Jahre 2015 hinaus bis heute tätig. Der vielfach ausgezeichnete Gestalter erhielt neben anderen, internationalen Ehrungen allein elf Mal den Compasso d’Oro. Seine Entwürfe sind in den Designmuseen der Welt vertreten, so auch im Museum of Modern Art (MoMA), New York und im Victoria & Albert Museum, London.
Von München nach Mailand
Richard Sapper wird am 30. Mai 1932 in München geboren. Seine Kindheit verbringt er in Stuttgart, um nach dem Abitur nach München zurückzukehren und dort im Jahre 1956 sein Studium der Betriebswirtschaft abzuschließen. Sofort geht es für Sapper hinein ins Arbeitsleben – allerdings nicht auf dem Gebiet der Betriebswirtschaft, sondern im Bereich des Industriedesigns. Bei Daimler Benz sammelt Sapper erste Design-Erfahrung als gerade der Außenspiegel für den legendären Mercedes 300 SL entwickelt wird. Doch beim „Daimler“ – wie die Stuttgarter zu sagen pflegen, hält es den inzwischen 26-Jährigen nicht lange. 1958 führt Sappers Weg nach Mailand, Italien. Nach Stationen im Designstudio von Rio Ponti und der Entwicklungsabteilung der Warenhauskette La Rinascente startet er im Jahr darauf eine Kooperation mit Marco Zanuso, einem italienischen Architekten und Industriedesigner, die rund zwei Jahrzehnte andauern wird.
Form und Funktion
Sapper, der immer schon einen Faible für die Verschmelzung von Form und Funktion unter Anwendung modernster Technologien hatte, arbeitet gemeinsam mit Zanuso an einer Reihe von Entwicklungen für Brionvega und Siemens. Sowohl für das italienische als auch für das deutsche Elektronikunternehmen, entwickelt das Duo eine Reihe von Fernseher und Radios. 1972 entwerfen sie eine transportable Wohneinheit für die Ausstellung ‚Italy, the New Domestic Landscape‘, die im Museum of Modern Art in New York gezeigt wird.
Neue Verkehrssysteme
Noch im selben Jahr organisiert Sapper mit dem italienischen Architektin Gae Aulenti eine Studiengruppe, die sich mit neuen Verkehrssystemen zur Entlastung der Innenstädte beschäftigt. Dieses Thema wird schließlich für eine Ausstellung auf der Triennale XVI im Jahr 1979 weiterentwickelt. Für die Triennale XIV, die vom 23. Juni bis 28. July 1968 im Palazzo dell’Arte in Mailand stattfand, hatte Sapper zusammen mit Pio Manzu und William Lansing Plumb bereits eine Ausstellung über die Grenzen der Technik konzipiert
Abstecher in die Autobranche
In den 1970er Jahren ist Sapper als Berater bei FIAT unter Vertrag. Hier arbeitet er an der Entwicklung von Versuchsfahrzeugen mit. Bei Pirelli, dem 1872 gegründeten, italienischen Reifenhersteller beschäftigt er sich mit pneumatischen Strukturen und entwirft das Konzept eines Autos, das durch eine flexible Haut den Aufprall bei Kollisionen absorbieren soll.
Personal Computer
Ab 1980 arbeitet Sapper als Senior Industrial Design Consultant für IBM und später für Lenovo, wo er das Design der Personal Computer des Unternehmens weltweit überwacht. Er entwirft das Design des allerersten ThinkPad-Laptops im Jahr 1992 und einer langen Reihe an Modellen, die folgen.
Von A bis T
Sappers Hauptinteresse gilt neben dem Design der Technik und wie kein zweiter schafft er es, technisch komplexe Probleme umzusetzen. In dieser Manier entwickelt und gestaltet er eine Vielzahl von Produkten: von Schiffen und Autos über Computer und Elektronik bis hin zu Möbeln, Leuchten und Küchengeräten. Einige seiner bemerkenswertesten Entwürfe sind der Stuhl K1340 für Kartell (1964), das Fernsehgerät Algol (1964) und das Radio TS 502 (1965) für Brionvega, das Telefon Grillo für Siemens (1965), die Leuchte Tizio für Artemide (1972), die Stoppuhren Microsplit für Heuer (1976), die Espressomaschine 9090 (1978) und der Wasserkocher 9091 (1983) für Alessi, der Klappsessel Nena für B&B Italia (1984), die Laptop-Serie ThinkPad für IBM und Lenovo (ab 1992), der SapperChair (1979) und die Monitorarm-Kollektionen (2010) für Knoll, das faltbare Zoombike für Elettromontaggi (2000), die Arbeitsleuchte Halley für Lucesco (2005), die seit 2023 von Stilnovo hergestellt wird und der Stapelstuhl Tosca für Magis (2007). Viele dieser Designklassiker werden bis heute hergestellt.
Ehrungen und Auszeichnungen
Kein Wunder also, dass Richard Sapper zahlreiche Auszeichnungen für seine Entwürfe erhält und in den Sammlungen internationaler Museen vertreten ist. 1988 wird Sapper Ehrenmitglied der Royal Society of Arts und 2001 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Neben internationalen Awards wird der Designer im Jahr 2009 vom Rat für Formgebung für sein Lebenswerk geehrt. Ein Jahr später erhält er die Ehrendoktorwürde der University of North Carolina und in 2012 schließlich das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 2014 folgt der Compasso d’Oro von der Associazione Design Industriale für sein Lebenswerk.
Professor an internationale Fakultäten
Doch Sapper behält sein Wissen nicht für sich, er gibt es an Designstudenten auf der ganzen Welt weiter. So lehrt er an der Yale University, USA, der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, Österreich, der Kunstakademie in Stuttgart, Deutschland, der Domus Academy in Mailand, Italien, der Central Academy for Art and Design in Peking, China, der Universität von Buenos Aires, Argentinien, und dem Royal College of Art in London, England. Bei dieser beeindruckenden Vita scheint es nicht viel zu geben, was Sapper zu Lebzeiten auslässt. Vielleicht ist das Angebot von Steve Jobs, die Designabteilung von Apple zu leiten, abgelehnt zu haben, das einzige, was der gebürtige Münchner bereut, als er am 31. Dezember 2015 in Mailand stirbt. Vielleicht.
Sappers Vermächtnis
Sappers Einfluss und seine Anerkennung jedenfalls, reichen weit über seine beeindruckende Karriere hinaus und sein Vermächtnis lebt in seinen ikonischen Designs weiter. Bei TAGWERC tauchen Sie ein in die Designwelt und erleben eine faszinierenden Reise durch das Leben und Werk von Richard Sapper.
Designs
- 1956
„Talbot-Spiegel“, Mercedes 300 SL - 1960
„Tischuhr Static”, Lorenz - 1962
„Fernseher Doney”, Brionvega - 1963
„Kunststoffstuhl K-1340″, Kartell - 1964
„Klappbares Kunststoffradio TS 502″, Brionvega - 1966
„Klappbares Telefon Grillo”, Siemens - 1972
„Halogen Schreibtischleuchte Tizio”, Artemide - 1973
„Bücherregal Genia”, B&B Italia - 1975
„Tischuhr Tantalo”, Artemide - 1979
„Espressomaschine 9090″, Alessi - 1979
„Bürostuhlserie Sapper Collection”, Knoll International - 1985
„Laptop 5140″, IBM - 1992
„Teekanne Bandung”, Alessi - 2004
„Käsereibe Todo”, Alessi - 2018
„LED-Leuchte Halley”, Lucesco
*Auswahl aus dem Leben von Richard Sapper
Ausstellungen
- 1988
Richard Sapper – 40 Progetti di Design 1958-1988 - 1993
Richard Sapper Design Museum für Angewandte Kunst – Köln - 1993
Marco Zanuso and Richard Sapper Museum of Modern Art – New York - 1994
Richard Sapper Arc en reve – Bordeaux - 2005
Richard Sapper Stilwerk Berlin – Berlin
- 1988
*Auswahl aus dem Leben von Richard Sapper
Auszeichnungen
- 1960
Compasso d’Oro für STATIC Tischuhr - 1962
Compasso d’Oro für DONEY TV Set - 1964
Compasso d’Oro für K1340 Kinderstuhl - 1965
Grand Prix International Plastics Exhibition für K1340 Kinderstuhl - 1966
Gold Medal Bio 2 Ljubljana for TS 502 Radio - 1967
Compasso d’Oro for GRILLO Telephon - 1968
Gold Medal Bio 3 Ljubljana for GRILLO Telephone - 1969
Bundespreis Die Gute Form for TS 502 Radio - 1974
Grand Prix Triennale XV for TIZIO Tischleuchte - 1974
Gold Medal Triennale XV for TIZIO Tischleuchte - 1979
Compasso d’Oro for 9090 Espresso Maschine - 1981
Gold Medal Bio 9 Ljubljana for TIZIO Tischleuchte - 1992
Lucky Strike Designer Award - 1998
Compasso d’Oro for COBAN coffee machine - 2012
Deutschland – Bundesverdienstkreuz - 2020
The Good Design Award für Plico Trolley
*Auswahl aus dem Leben von Richard Sapper