Alles auf einmal. Die Postmoderne, 1967–1992 - Bundeskunsthalle Bonn

ALLES AUF EINMAL. DIE POSTMODERNE, 1967–1992
29. September 2023 – 28. Januar 2024

Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn

„Everything goes“ – „Alles auf einmal“, unter dieser Überschrift präsentiert die Bundeskunsthalle Bonn eine Retrospektive zur Epoche der Postmoderne. Neben Kunst und Design geht es dabei um Architektur, Mode, Zeitgeschichte und Politik, entstanden in der Zeit zwischen 1967 und 1992. Wir haben die Ausstellungseröffnung besucht, den Architekten Niguel Coates, verantwortlich für die Ausstellungsinszenierung, getroffen und geben einen Vorgeschmack auf „Alles auf einmal. Die Postmoderne“, vom 29. September 2023 bis 28. Januar 2024 in der Bundeskunsthalle in Bonn.

Alles auf einmal

Nahezu 120 KünstlerInnen und über das doppelte an Exponaten beschreibt den außergewöhnlichen Umfang der Ausstellung „Everything goes – Alles auf Einmal. Die Postmoderne“, die wie eine um ein Jahr verspätete Jubiläumsschau anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Bundeskunsthalle genau die Kunst- und Designepoche würdigt, deren stilistische Elemente auch in die Architektur der Bundeskunsthalle selbst mit eingeflossen sind. Und mehr noch: Bei der Eröffnung der Ausstellung am 28. September 2023 stellt die Kuratorin Eva Kraus fest: „Mit der Postmoderne beginnt unsere Gegenwart.“ Denn die Postmoderne ist Basis für das, was unsere heutige Gesellschaft ausmacht: Individualität, Diversität, Pluralismus.

Die ganze Geschichte

In seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung zitiert Co-Kurator Kolja Reichert die Aussage zur Ausstellung von Architekt und Künstler James Wines: „Endlich erzählt jemand die ganze Geschichte!“, denn obwohl das Victoria & Albert Museum in London bereits im Jahre 2011 / 2012 eine Ausstellung zur Postmoderne zeigte, ist „Everything goes – Alles auf Einmal. Die Postmoderne“ die bislang allumfassendste Zeitreise durch die Postmoderne, wie Nigel Coates feststellt. Wie einst in London hat Coates auch diese Ausstellung inszeniert und muss es wissen. Neben diesmal geht es neben Kunst und Design zudem um Architektur, Mode, Zeitgeschichte und Politik in der Zeit zwischen 1967 und 1992.

Protest, Party und Subkultur

Tatsächlich erzählt die Ausstellung vom Beginn der Informationsgesellschaft mit ihren technischen Errungenschaften, der Entfesselung der Finanzmärkte wie wir sie kennen und einer frenetischen Epoche voller Selbstverwirklichung, Protest, Party und Subkultur. Die musikalische Disco- und Punk-Ära schwappt in den Bereich der Mode über, der Non-Konformismus treibt in der Architektur und im Einrichtungsdesign seine Blüten. Konventionelle Vorstellungen vom Wohnen weichen multifunktionalen Raumerlebnissen und machen dem Anti-Design wie beispielsweise dem Radical Design, einer italienischen Designströmung, Platz. Bis heute beeinflussen die gesellschaftskritischen Entwürfe von Designern wie Archizoom Associati, Studio DDL, Ettore SOTTSASS, Studio 65, Tobia Scarpa, Superstudio, Alessandro Mendini, Gae Aulenti, Joe Colombo, Achille und Pier Giacomo Castiglioni das Design unserer Gegenwart. Genau das macht diese Ausstellung so sehenswert und aktuell.

Begehbare Bücher

Dem Boom der Kulturtempel verdankt die Ausstellung ihr größtes Exponat: die Bundeskunsthalle selbst. Als sie 1992 eröffnet wurde, war der Kalte Krieg vorbei und Francis Fukuyama erklärte in seinem berühmten Buch „Das Ende der Geschichte“. In der Ausstellung ist diesem zentralen Manifest ein eigener Raum gewidmet. Man betritt das begehbare Werk im Séparée, indem man durch eine Öffnung im Buchtitel hindurch schreitet. Andere Werke wie „Gravity’s Rainbow“ von Thomas Pynchon oder „The Language of Post-Modern Architecture“ von Charles Jencks sind als interaktive Hörbücher inszeniert: Drei Meter hohe Buchcover bieten dem Besucher im Innern eine Bank zum Niederlassen und Vorlesenlassen. Die hier gezeigten Exponate wurden auf der ganzen Welt eingesammelt: von anderen Museen wie dem MoMA, von Sammlungen, von Herstellern wie Gufram und Centro Studi Poltronova. Der Mies Sessel mit Fußstütze neben der Sanremo Stehleuchte. Sechs Ultrafragola Spiegel stehen frei und sind im Stile eines Sechsecks arrangiert. Auf diese Weise spiegeln sie sich selbst und natürlich jeden in ihrer Mitte, denn das Arrangement lässt sich sogar betreten.

Bilder, Bühne, Bonn

Mit der Postmoderne beginnt unsere Gegenwart und läuft der Moderne, die glaubte, alles sortieren zu können mit gleichen Häusern, Möbeln und Rechten für alle, den Rang ab. DesignerInnen befreien sich vom guten Geschmack und der Gutbürgerlichkeit. Neue Medien synchronisieren den Globus und geben Bildern eine Bühne – die Postmoderne ist Gegenwart und noch bis Ende Januar 2024 in Bonn zu besichtigen.

Autor des Textes: Bianca KILLMANN
Der Text ist urheberrechtlich geschützt.

Alles auf einmal. Die postmoderne, 1967–1992 - KünstlerInnen / Exponate von

Pedro Almodóvar, Archizoom, Azzedine Alaïa, Ant Farm, J. G. Ballard, Dieter Bankert, Donald Barthelme, Roland Barthes, Martine Bedin, Heinz Bienefeld, Ricardo Bofill, Neville, Brody, Trisha Brown, Judith Butler, David Byrne, Cesare Casati, Citroën, Lucinda Childs, Nigel Coates, Combahee River Collective, Comme des Garçons, Coop Himmelb(l)au, Michele De Lucchi, Gilles Deleuze, Jacques Derrida, Devo, Peter Eisenman, Bret Easton Ellis, Rainer Werner Fassbinder, Achim Felz, Paul Feyerabend, Michel Foucault, Francis Fukuyama, Jean Paul Gaultier, Frank Gehry, General Idea, Jean-Paul Goude, Michael Graves, Félix Guattari, Donna Haraway, David Harvey, Hipgnosis, David Hockney, Hans Hollein, Jenny Holzer, Haruomi Hosono, Haus-Rucker-Co, Arata Isozaki, Fredric Jameson, Charles Jencks, Alejandro Jodorowsky, Philip Johnson, Grace Jones, Bodys Isek Kingelez, Rem Koolhaas, Leonard Koren, Kraftwerk, Kengo Kuma, Karl Lagerfeld, Louise Lawler, David Lynch, Michael Mann, Martin Margiela, Javier Mariscal, Gordon Matta-Clark, Marshall McLuhan, Richard Meier, Alessandro Mendini, Memphis, Issey Miyake, Claude Montana, Charles Moore, Franco Moschino, Makoto Nakamura, Brian O’Doherty, Nam June Paik, Van Dyke Parks, Nathalie Du Pasquier, Gustav Peichl, D. A. Pennebaker, Gaetano Pesce, Renzo Piano, Walter Pichler, Emanuele Ponzio, Paolo Portoghesi, Sally Potter, Paco Rabanne, Yvonne Rainer, Godfrey Reggio, Kevin Roche, Werner Rösler, Aldo Rossi, Ed Ruscha, Edward Said, Ridley Scott, Denise Scott Brown, Cindy Sherman, Peter Shire, Borek Šípek, Thomas Gordon Smith, Ettore Sottsass, Gayatri Spivak, Linder Sterling, James Stirling, Studio 65, Sturtevant, Shin Takamatsu, Matteo Thun, Stanley Tigerman, Masanori Umeda Oswald, Mathias Ungers, Roger Vadim, Robert Venturi, Gianni Versace, Madelon Vriesendorp, Andy Warhol, Vivienne Westwood, James Wines, Robert Wyatt, Kansai Yamamoto, Harumi Yamaguchi, Yellow Magic Orchestra

Impressionen aus der Bundeskunsthalle Bonn.

Designobjekte von Poltronova.

Ettore Sottsass Jr - ULTRAFRAGOLA Spiegel

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  • ALLES AUF EINMAL. DIE POSTMODERNE, 1967–1992
  • Bundeskunsthalle Bonn
  • 29.09.2023 – 28.01.2024
  • Eva Kraus
  • Kolja Reichert
  • Susanne Annen
  • Niguel Coates, Paolo Cicatiello, Maria Ciccirello
  • Neville Brody, Tommaso Calderini, Haruka Hochin, Joe Garrett